Impfung von Kaninchen

Herbert Hase

Die regelmäßige und rechtzeitige Impfung von Kaninchen ist die einzige Möglichkeit, die Tiere gegen zwei hochansteckende und vielfach tödliche Seuchen zu schützen. Beide Krankheiten sind unter Wildkaninchen weit verbreitet. Kaninchen, die als Heimtiere gehalten werden, können auch ohne Kontakt zu ihren wilden Artgenossen durch kontaminiertes Futter oder durch ansteckendes Material, das unter den Schuhsohlen in die Wohnung getragen wird, infiziert werden. Der weitaus häufigste Ansteckungsweg ist allerdings die Übertragung durch stechende Insekten.

 

Gegen welche Krankheiten wird geimpft?

Heimtier-Kaninchen werden gegen Myxomatose und RHD, auch als "China-Seuche" bezeichnet, geimpft. Beide Erkrankungen werden durch Viren ausgelöst.

Die Myxomatose führt bei infizierten Kaninchen zur Bildung aufgequollener Hautbereiche, insbesondere im Bereich der Augen, Ohren und Genitalien. Eine gezielte Therapie ist bei Ausbruch der Erkrankung nicht möglich; sie führt in vielen Fällen innerhalb kurzer Zeit zum Tod.

Die RHD ("Rabbit Haemorrhagic Disease" bzw. "China-Seuche") ist in der Regel eine sehr rasant verlaufende Erkrankung. Infizierte Kaninchen sterben innerhalb weniger Stunden nach Ausbruch der Krankheit, ohne daß eindeutige Symptome festzustellen sind.

Aktuell: Eine neue Form der RHD, die sich zunächst in Frankreich, Spanien und Italien ausgebreitet hat, ist nun auch im Kreis Unna festgestellt worden und breitet sich weiter aus. Leider ist der Impfschutz gegen diese Erkrankung mit dem bisher gültigen Impfschema nicht ausreichend. Es wird daher empfohlen, die Impfung gegen RHD nicht wie bisher 1x jährlich, sondern mindestens alle 6 Monate zu wiederholen, um den zur Zeit größtmöglichen Schutz der Kaninchen zu erreichen. Zudem müssen nachweislich gegen RHD-2 wirksame Impfstoffe verwendet werden.

 

Welche Kaninchen sollten geimpft werden?

Geimpft werden sollten alle gesunden Kaninchen, auch wenn sie nur in der Wohnung oder auf dem Balkon gehalten werden. Beide Krankheiten werden nicht nur durch direkten Kontakt zu infizierten Wildkaninchen, sondern auch durch stechende Insekten, kontaminiertes Futter oder sogar infektiöses Material unter den Schuhsohlen übertragen.

 

Wann wird geimpft?

Ein Kaninchen sollte zum Zeitpunkt der Impfung mindestens 4-6 Wochen alt sein. Da die Krankheiten fast nur in der warmen Jahreszeit auftreten (Flugzeit der Insekten), ist die erste Impfung im Frühjahr sinnvoll.

 

Muß die Impfung wiederholt werden?

Der Impfschutz gegen die zur Zeit in Deutschland noch am weitesten verbreitete alte Form der RHD hält etwa 1 Jahr an, während bei der neuen Form RHD-2 durch die Impfung lediglich ein eingeschränkter Schutz über maximal 6 Monate gewährleistet werden kann. Der Impfschutz gegen Myxomatose hält ca. 4 Monate an.

Aus diesem Grund erfolgt die erste Impfung im Frühjahr mit einem Kombinationsimpfstoff gegen Myxomatose und RHD, die Wiederholungsimpfung findet dann im Sommer ebenfalls mit dem Kombinationsimpfstoff statt.

Kaninchen, die noch nie zuvor geimpft wurden oder deren letzte Impfung mehr als 2-3 Jahre zurückliegt, müssen bereits 4 Wochen nach der Erstimpfung noch einmal gegen Myxomatose und RHD geimpft werden, um einen belastungsfähigen Schutz zu gewährleisten.

 

Warum vergeben wir besondere Impftermine?

Der Myxomatose-Impfstoff ist nach Anbruch nur 2-3 Stunden haltbar. Da die einzeln verpackten Dosen im Vergleich zur 10er-Dosis wesentlich teurer sind, bestellen wir immer mehrere Kaninchen innerhalb der kurzen Haltbarkeitsspanne des Impfstoffs. Wir können so den günstigen Preis an Sie weitergeben. Zudem ist ein reger Erfahrungsaustausch im Wartezimmer unter Kaninchenbesitzern möglich. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, bitten wir darum, die ausgegebenen Impftermine unbedingt einzuhalten.

 

Ist mit unerwünschten Wirkungen zu rechnen?

Unerwünschte Wirkungen nach einer Impfung sind mit den modernen Impfstoffen glücklicherweise selten. Meist beschränken sie sich auf eine Rötung oder geringgradige Schwellung der Injektionsstelle. Manchmal kann auch eine leicht erhöhte Körpertemperatur und eine gewisse Bewegungsunlust beobachtet werden, die aber spätestens nach einem Tag wieder verschwindet.

In sehr seltenen Fällen ist bei bereits mit Myxomatose infizierten Tieren nach der Impfung mit dem Ausbruch dieser Krankheit zu rechnen. Obwohl vor jeder Impfung eine gründliche Untersuchung des Kaninchens durchgeführt wird, kann eine mögliche Infektion nicht immer erkannt werden, da mitunter keinerlei Krankheitssymptome sichtbar sind. Bricht nach der Impfung die Krankheit aus, so kann sie verschiedene, in der Regel milde, aber auch schwere Verlaufsformen annehmen. Ein Krankheitsausbruch wäre aber auch ohne Impfung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten.

Sollten Sie bei Ihrem Tier Krankheitssymptome festgestellt haben, weisen Sie uns daher unbedingt vor der Impfung darauf hin. Falls nach der Impfung Probleme auftauchen sollten, stellen Sie das Tier bitte möglichst bald in der Praxis vor!